Mittwoch, 21. Januar 2009

Investigation Project "The Berlins of Colombia"

Luftaufnahme des Stadtviertels Berlin in Cartagena de las Indias. Der Ausschnitt zeigt vermutlich ein Gebäude einer ehemaligen Hacienda mit Namen Berlin innerhalb einer stadtviertelumbauten, parkähnlichen Restfläche eines ehemaligen Landgutes. Quelle: Google Earth

III. Forschungstätigkeit

Die Berlins

Nach den letzten Negativbescheiden der Finanzierungsanträge zur Weiterführung der Forschungs- und Dokumentationsarbeiten in Kolumbien von Seiten der DFG, des Geographischen Institutes der J.W.v. Goethe Universität, des Bundesaussenministeriums und der GTZ wurden von CID-Forschung keine weiteren Versuche unternommen, öffentliche oder private Gelder für die Fortsetzung dieser Tätigkeit in Anspruch zu nehmen.

Im Berichtszeitraum erschienen zur Buchmesse Frankfurt im Herbst 2005 zwei Buchpublikationen die als Sammelwerke einen neubearbeiteten Ueberblick über die Deutsche Kolonialgeschichte geben sollen. Es handelt sich um das im Ullstein Verlag erschienene Buch von Gisela Graichen und Horst Gründer DEUTSCHE KOLONIEN. TRAUM UND TRAUMA sowie um den im Mittler Verlag publizierten Bildband von Bernd G. Längin und Michael Schindler DIE DEUTSCHEN KOLONIEN. SCHAUPLAETZE UND SCHICKSALE 1884-1918.

Beide Werke arbeiten die diplomatischen, administrativen und militärischen Begebenheiten im Zusammenhang mit den deutschen Siedlungsgründungen insbesondere in Togo, Kamerun, den heutigen Ländern Tansania, Namibia und Südafrika, den Südseeinseln von Papua Neuguinea bis Samoa und der Chinesischen Provinz Kiautschou detailliert auf.

Die deutsche Siedlungsgeschichte auf dem amerikanischen Kontinent bleibt in beiden Büchern vollkommen unerwähnt. Weder über die zahlreichen Forschungsreisen wie beispielsweise des Fürsten zu Wied, Spix & Martius, Merians, Alexander von Humboldts, um hier nur die populärsten Vertreter hunderter, wissenschaftlicher Reisender zu nennen, deren Erkenntnisse nach ihrer Rückkehr publiziert wurden und das Fundament des heutigen wissenschaftlichen Kenntnisstandes bilden, noch über die unzähligen sytematischen kolonisatorischen Aktivitäten wie beispielsweise in der chilenischen Region Biobio, dem brasilianischen Santa Catarina und der Küstenstadt Recife, dem peruanischen Pozuzu und der venezuelanischen Colonia Tovar, den Handelsniederlassungen auf den Antilleninseln, den Aktivitäten des Texasvereines oder der Teilnahme hessischer und hannoveraner Söldnersoldaten an den US-amerikanischen Befreiungskriegen bis zu den Umsiedlungen ganzer Dörfer beispielsweise aus Hessen-Nassau nach Milwaukee, Philadelphia und Indianapolis findet sich in den beiden Sammelwerken auch nur ein Wort.

Neben den eben genannten geschichtlich berühmteren Aktivitäten deutscher Auswanderer auf dem amerikanischen Kontinent bildet das Phänomen der über 100 Plätze mit Ortsnamen Berlin in Kolumbien ein durchaus erwähnenswertes Charakteristikum. Die von CID-Forschung im Jahre 2000 selbständig begonnene Dokumentation zu diesem Thema ist als historische Datensammlung zur Wahrung geschichtlichen Wissens ein sinnvolles Unternehmen, das als bibliographische, dokumentarische und systematische Forschungsarbeit im öffentlichen Interesse ist und somit die Inanspruchnahme von öffentlichen Forschungsgeldern rechtfertigt. Die abgesehen von der initialen Privatfinanzierung durch die Volksbank Weilmünster im Jahre 2000 ausnahmslos ablehnende Haltung aller angesprochenen Stellen, Mittel zur Fortsetzung der begonnenen Arbeiten zur Verfügung zu stellen, bleibt aus der Sicht von CID-Forschung vollkommen unverständlich, die praktizierte Unterstützung anderer Vorhaben durch Zurverfügungstellung von Finanzmitteln eine aus der Sicht des Büros zweifelhafte Prioritätensetzung.

Die Notwendigkeit der Reisekostenfinanzierung zur Weiterführung der Dokumentationstätigkeit in Kolumbien bei gleichzeitigem Firmensitz des Büros in Deutschland ist zweifellos ein Faktor, dem bei der Abwägung mit der Grundbedürfnissicherung kein Vorrang zukommt. Doch sind auf Grund der Strukturinanspruchnahme in Kolumbien die dort benötigten Gelder für Busreisen und Verpflegung minimal und im Verhältnis zu den Flugtransportkosten so gering, dass sie leichter vertretbar wären als die argumentative Rechtfertigung von monatlichen PKW-Unterhaltungskosten oder ähnlichen, selten in Frage gestellten Kostenfaktoren.

Kritikwürdig in diesem Zusammenhang bleibt, dass in Deutschland für gesellschaftlich unproduktive Aufwandsfaktoren wie dem Postversand der neuen Steuer-Personenkennziffer durch die Finanzämter an jeden Bundesbürger in Höhe von ca. 40 Millionen Euro öffentliche Gelder bereitgestellt werden, während dem im Vergleich dazu viel bedeutsameren Anliegen der privaten Forschungsdurchführung im öffentlichem Interesse durch CID-Forschung die benötigten Geldmittel bisher verwehrt worden sind.

Unter den hier nur grob umrissenen Rahmenbedingungen blieb dem privaten Forschungsbüro CID im Berichtszeitraum nur die Möglichkeit zur Suche nach parallelen Wegen zur Weiterführung des selbständig initiierten Forschungs- und Dokumentationsprojektes. Diese bestanden einerseits im Aufbau einer Internetpräsentation zum Berlin-Projekt des Büros, andererseits in der Suche nach Personen, die vor Ort, also in der Nähe der kolumbianischen Berlin-Siedlungen ansässig sind und bereit wären, die Ortschaften zu besuchen, Datenerhebungen durchzuführen und fotographische Dokumentationen zu erstellen und anschliessend diese Daten dem Büro zur Veröffentlichung auf seinen Web-Seiten zur Verfügung zu stellen. Im Austausch gegen diese journalistische Dienstleistung von Freien Mitarbeitern konnte CID bisher nur das Angebot der namentlichen Erwähnung des Mitarbeiters als Text- und Bildautor auf der Berlinprojekt-Blog-Website machen, da dem Büro weder Gelder für eigene Dokumentationsreisen nach Kolumbien noch Mittel für die Bezahlung von Mitarbeitern auf Honorarbasis zur Verfügung standen.

Angeschlossen an die Internetseite “Private Forschung” http://www.investigacion-privada.blogspot.com wurde eine Präsentationsseite des Berlin-Projektes in deutsch, englisch und spanisch mit der Adresse http://www.losberlines.blogspot.com angelegt. Die Sprachwahl für die Uebersetzung der Artikel erfolgte unter dem Aspekt, das Leser im spanischsprachigen Kolumbien in der Reichweite der Berlin-Siedlungen angesprochen und zur Mitarbeit am Forschungsprojekt interessiert werden sollten. Mit der Uebersetzung der Texte der im Jahre 2004 verfassten, deutschsprachigen Artikel der Schriftenreihe Landeskunde ins Spanische wurde begonnen. Die unbearbeiteten, digitalisierten fotografischen Abbildungen der Schriftenreihen wurden, soweit dies erforderlich war, mit dem Grafikprogramm GIMP überarbeitet und restauriert. Bis Mitte Dezember 2008 sind die Artikel zum Stadtviertel Berlin der antioquenischen Hauptstadt Medellin (http://www.suroriental.blogspot.com) und zum Verwaltungsbezirk Berlin der Gemeinde San Onofre im Department Sucre (http://www.berlin-sucre.blogspot.com) fertiggestellt, der Artikel zur Gemarkung Berlin der Gemeinde La Belleza im Department Santander del Sur (http://www.berlin-labelleza.blogspot.com/) vollständig illustriert und mit Bildbeschriftungen versehen, wobei der Buchtext bisher nur teilweise übersetzt vorliegt. Die Dokumentation des Stadtviertels Berlin von Cartagena de Indias (http://www.berlin-cartagena.blogspot.com) wurde als Grundgerüst erstellt. Die Verbindungen zu den bereits erstellten, aber noch nicht übersetzten Ortsbeschreibungen der Schriftenreihe Landeskunde (Fredonia, Tona, Socorro, Rionegro, Suba, San Benito Abad) wurden vorbereitet. Die Projektpräsentationsseite schliesst mit einem Aufruf zur Mitarbeit an der weiteren Artikelredaktion, insbesondere zu den Orten, die zu besuchen im Verlauf der im Jahre 2005 geplanten aber dann verschobenen Reise nach Kolumbien beabsichtigt war (Samana, Sucre, Yarumal, Caucasia).

Eine in informellem Kontakt mit dem Berlin-Projekt von CID-Forschung stehende Reisende, die im Herbst 2008 Kolumbien besuchte, wurde mit der Bitte angesprochen, das Stadtviertel Berlin von Cartagena de Indias fotografisch zu dokumentieren und historische Daten zusammenzutragen. Dazu wurde von CID-Forschung Kontakt mit dem Geographischen Forschungsinstitut Agustin Codazzi in Bogota und Cartagena aufgenommen und die Abteilung Forschung und Dokumentation in Bogota sowie die Leitung der Niederlassung in Cartagena um die akademische Führung der Reisenden gebeten. Insbesondere wurde um die Zurverfügungstellung im IGAC vorhandener Dokumente zur Gründung und Geschichte der ehemaligen Hacienda Berlin sowie um die Begleitung der informellen Mitarbeiterin beim Besuch der nach letztem Kenntnisstand heute verfallenen Gebäuderuine auf einer Brachfläche in unmittelbarer Nachbarschaft des Stadtviertels Medellin und des dortigen Hochsicherheitsgefängnisbaues zu deren Personenschutz gebeten. Der Mitarbeiterin wurde ein Stadtplanausschnitt aus dem Projektbericht von 2001 zum Auffinden des Stadtviertel Berlin in Cartagena nach Kolumbien mitgegeben. Aus den Bemühungen entstanden leider keine, für das Forschungsprojekt verwertbaren und auf den Projektwebseiten veröffentlichbaren Ergebnisse in Form von dokumentarischen Fotografien, beschreibendem Text oder historischen Dokumenten.

Auf der Berlinprojekt-Blog-Webseite wurde im Anschluss an die Projektbeschreibung ein Aufruf zur Mitarbeit an den Bilddokumentationen der Siedlungen veröffentlicht und um Zusendung von Literatur, Bibliographien, Fotos und Texten an die E-Mail- und die Post-Adresse von CID-Forschung in Deutschland gebeten. CID hat bisher auf diesem Wege noch keinerlei Rückmeldung erhalten.

Mit dem Regionalforschungsinstitut Instituto de Estudios Regionales INER der Universidad de Antioquia UdeA wurde Kontakt bezüglich einer Zusammenarbeit aufgenommen. Intention von CID-Forschung war dabei, dem Forschungsinstitut vorzuschlagen, in seinem Aktivitätsradius liegende Berlin-Siedlungen im Rahmen studentischer Feldforschungsarbeiten und Exkursionen miteinzubeziehen und in diesem Zusammenhang entstehende Daten- und Fotosammlungen oder eventuell sogar Textausarbeitungen dem Büro CID zur Veröffentlichung auf seinen Blog-Web-Seiten zur Verfügung zu stellen. Aus dem Anliegen von CID-Forschung entwickelte sich eine weitere Korrespondenz mit der angesprochenen Professorin, die als prinzipielle Bedingung für eine universitäre Zusammenarbeit die Formulierung einer akademischen Begründung der Forschungsarbeit für notwendig erachtet.

Der Text des E-Mail Antwortschreibens von CID-Forschung an Frau Prof. Dr. Clara Ines Aramburo Siegert ist im Folgenden auszugsweise wiedergegeben.


En lo que Ud. se refiere a una argumentacion escrita sobre los objetivos academicos del proyecto de investigacion Los Berlines tengo a la mano algunos solicitudes para un financiamientio de proyecto formulado por mi para la presentacion a entidades en Alemanja. Estan escritos en idioma aleman y podria enviarlas a Ud.

El proyecto ha sido inicialmente presentado por mi al Fondo de Investigacion del Banco de la Republica (FPIT) en 2000 y lluego a COLCIENCIAS. Lastimamente estos documentos en espanjol se quedaron en Colombia y no tengo copias. Tendre que reformular correspondientes objetivos, si Ud. quiere eso.

El objetivo principal de nuestra investigacion ha sido disenjado en el anjo 1999/2000, considerando Colombia una sociedad en transicion de una guerra civil. Esa situacion hoy en dia seguramente ha cambiado esencialmente.

Motivo de nuestra investigacion ha sido un proyecto, que simbolicamente integra todos los sectores sociales y grupos etnicos de la sociedad colombiana, para superar una hipotetica situacion de discordancia por razon de la convivencia de grupos etnicos de diferente procedencia y razonar en un pais, Colombia. El tema de los Berlines nos parecio ideal para ese fin, siendo estos asentamientos sitios de diferentissimos origenes y no relacionado con la imigracion exclusiva desde un unico pais extranjero. Alrededor de ese fundamento argumentativo habra que reconstruir hoy en dia una argumentacion academica para seguir y completar la documentacion de todos los sitios con nombre Berlin.

Idea principal fue
1. contribuir a la convivencia pacifica de todos los sectores de la sociedad colombiana
2. superar situaciones de discordancia regional, local o nacional debido a prejuicios imaginarios sobre grupos etnicos especificos
3. contribuir al desarrollo de los sitios Berlin por medio de presentar y hacer conocido su situacion de vida cotidiana
4. crear un sitio de referencia para todos estos asentamientos en Colombia.

Actualmente estoy ocupado con la presentacion de los 4 libros ya editados sobre 8 sitios Berlin en Internet
http://www.losberlines.blogspot.com

Todos nuestros solicitudes de financiamiento entregados en Alemania entre 2002 y 2005 han sido rechazados hasta ahora.
Por ese motivo me dedico actualmente al fomento de la estructura general de la oficina CID y a la base de datos sobre los Berlines en Internet.

Con el apoyo del INER como Instiuto Universitario seguramente existe la posibilidad, dirigirse exitosamente de nuevo a una entidad international de financiamiento, siempre y cuando esta se integrara al concepto principal del proyecto de investigacion -
el conservar y mantener del conocimiento historico guardado por los habitantes de los sitios en mencion.

Seguramente Ud. como profesora universitaria tiene establecido mecanismos para adelantar una solicitud de financiamiento para el proyecto.
CID es una empresa unipersonal y deberia - teoreticamente - financiarse por la venta de sus productos, lo que en el caso de un proyecto de investigacion con semejante interaccion social no es posible.
Donaciones si podria aceptar la oficina, pero hasta ahora CID no tiene lazos institucionales establecidos en Alemania, que permitiran presentar una solicitud de financiamineto de un proyecto en otro pais.

Pero si Ud. tendra interes en el tema, que sin duda es sumamente interesante y importante, podriamos desarrollar en conjunto un concepto para realizar la continuacion del proyecto de investigacion y documentacion.

Die Korrespondenz mit dem INER befindet sich zur Zeit noch auf dem Stand dieses Antwortschreibens vom 30. September 2008.

Zur Vervollständigung des Kenntnisstandes über die Berlin-Siedlungen in Kolumbien wurden neben beiläufigen Literaturrecherchen, die parallel zu Literaturauswertungen zu anderen Fragestellungen kontinuierlich parallel betrieben werden, Datenrecherchen im Internet durchgeführt.

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass das Stadtviertel Berlin in Cali eine eigene Stadtteilbibliothek besitzt. Bisher ist nur eine Postadresse dieser Einrichtung bekannt, so dass noch kein Kontakt zum weiteren Informationsaustausch aufgenommen worden ist.

Weiterhin wurde bei den Internet-Literaturrecherchen notiert, dass in zeitlicher Nähe zu den zwischen 2000 und 2002 geplanten Besuchen in Berlin / Samana (Dep. Caldas) Entführungen von Amtspersonen in diesem Ort stattgefunden haben.




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